Eindreschen auf die Schulen hilft nicht weiter

PRESSERKLÄRUNG

Zu der Kritik des Vorsitzenden des Integrationsrates der Stadt Ratingen, Ziya Kalin, erklärt der OMV-Kreisvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Sebastian Wladarz (CDU):

„Die Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hat sicherlich interessante, für manch Einen vielleicht etwas erschreckende Erkenntnisse zutage gebracht. Man sollte die Ergebnisse gründlich analysieren und daraus dir richtigen Schlüsse ziehen.

Ein Angriff auf die Schule jedoch hilft hier nicht weiter. Denn, auch wenn in der Integration lange Zeit vieles versäumt wurde, die Ursachen liegen oft in den Familien. Schon der Integrationsbericht der Landesregierung NRW zeigt ganz klar, dass Personen, die zügig die deutsche Sprache lernen, die sich einbürgern lassen, einen höheren Bildungsstandard und auch wirtschaftlichen Erfolg aufweisen als Personen, die das nicht tun. So ist auch in NRW die Gruppe von Türkischstämmigen mit türkischem Pass in der Regel schlechter gestellt / integriert als die eingebürgerten Landsleute.
 
Die Ursachen, die das Berlin-Institut für die schlechte Integration von Türken ausmacht, sind aus eigenen Erfahrungen aus der Nachbarschaft durchaus nachvollziehbar. Oft gelingt es türkischen Frauen, die oft nicht erwerbstätig sind, unter sich zu bleiben. In der Regel ist die Sprache untereinander türkisch. Das schlägt freilich auf die Kinder durch. Die Verantwortung für das Erlernen der deutschen Sprache wird oft gänzlich auf die Schulen abgeladen. Da ist ein Bildungsnotstand quasi vorprogrammiert, zumal die deutsche Sprache zuhause kaum praktiziert wird. Das ist in West Realität, woanders auch. Dieses Phänomen ist ja laut Berlin-Institut nicht allein ein Türkisches, sondern auch bei den Migranten aus Südeuropa, etwas mich Ausnahme Spaniens, festzustellen.
 
Ich denke, dass wir die Debatte, die wir aufgrund der neuen Studie führen (sollten), sachlich und unvoreingenommen angehen müssen. Die Studie hat zum ersten Mal die verschiedenen Migrantengruppen separat betrachtet. Herausgekommen ist eben keine ‚Augenwischerei’ sondern nackte Tatsachen, die vielleicht für manche Leute überraschend, erschreckend oder unbequem sind. Wenn wir eine echte Integration wollen, müssen wir über die Ergebnisse miteinander reden. Und wir müssen ganz klar sehen, dass Integration eben keine Einbahnstraße ist, sondern dass Bewegung in beide Richtungen erfolgen muss.

Deshalb halte ich die Kritik von Herrn Kalin nicht für zielführend. Der Schule Versagen vorzuwerfen ist ein Schlag ins Gesicht der vielen Lehrer, die täglich an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen, um auch im schwierigen Umfeld die Kinder vernünftig auszubilden. Und… selbstverständlich heißt eine Absatzüberschrift in der Studie ‚Die Herkunft entscheidet über den Integrationserfolg’. Ich denke, wir sollten die Studie alle aufmerksam lesen, ohne das der eine dem anderen etwas an den Kopf wirft. Wichtiger ist, dass wir aus den Erkenntnissen die richtigen Konsequenzen ziehen und gemeinsam arbeiten. Ich sehe Herrn Kalin durch seine Vorbildfunktion durchaus in der Pflicht, bei seinen Landsleuten für Integration zu werben, während wir die Rahmenbedingungen verbessern müssen. Dass dies geht, zeigt das ‚Heidelberger Modell’ der Sprachförderung, das bereits im Kindergarten ansetzt, und wofür die Stadt Ratingen aus guten Gründen eine Stange Geld in die Hand nimmt.“

Nach oben